28
Ii. Frankreich als Kaiserreich.
an Frankreich verloren; Napoleon bildete daraus die sogenannten Jllyrischen Provinzen. Salzburg wurde an Bayern, Westgalizien an das Großherzogtum Warschau abgetreten. Österreich hytte seinen Anteil am Meere und seine natürlichen Grenzen eingebüßt.
^Jn diesen Krieg fällt der heldenmütige Aufstand der Tiroler unter Andreas Hofer.
Die allzeit treu österreichische Grafschaft Tirol war von Napoleon Österreich genommen und Bayern gegeben worden. Die bayrische Regierung machte sich durch viele Änderungen mißliebig. Führer des Aufstandes war Andreas Hofer, Besitzer des Wirtshauses Am Sand zu St. Leonhard im Passeiertal. Er war mit einigen Landsleuten in Wien gewesen, wo ihnen ein Plan zum Aufstande Tirols vorgelegt wurde, ,den sie dann mündlicb überall in Tirol bekannt machten. Hofer rief kjem Tal am bestimmten Tage zum Aufstand auf, griff die abziehenden Bayern an und nahm viele gefangen. Mit französischer Hilfe besetzten die Bayern Tirol wieder, wurden aber durch die Schlacht am Jselberge gezwungen, das Land zu verlassen.
Die Niederlage bei Wagram zwang Österreich zum Friedensschlüsse. Tirol mußte es in den Händen der Bayern, der Verbündeten Napoleons, lassen. Kaiser Franz forderte nun selbst die Tiroler zur Unterwerfung unter Bayern auf. Hofer gehorchte. Als ihm aber falsche Nachrichten von dem Herannahen eines österreichischen Heeres zukamen, erhob er noch einmal die Fahne des Aufstandes, doch unterlagen die treuen Tiroler der bayrischen und französischen Übermacht. Andreas Hofer floh mit Weib und Kind in eine Sennhütte, weil er Tirol nicht verlassen wollte. Zwei Monate hielt er sich dort verborgen, bis er von einem übelwollenden Landsmanne den Franzosen verraten wurde. Er wurde nach Mantua gebracht, vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen. Mit unverbundenen Augen sah er der tödlichen Kugel entgegen; erst der dreizehnte Schuß machte seinem Leben ein Ende. Seine Leiche wurde in der Hofkirche zu Innsbruck beigesetzt. Hofers Tod besingt das überall bekannte Lied von Mosen:
„Zu Mantua in Banden der treue £}ofer war."
Ähnlich dem Auftreten Hofers ist das des preußischen Majors Ferdinand von Schill. In Sachsen, in der Nähe von Dresden gebürtig, war er in preußische Dienste getreten, war bei Auerstädt verwundet worden und hatte nach seiner Genesung die Erlaubnis bekommen, eine Freischar zu bilden. Mit dieser führte er den sogenannten kleinen Krieg mit Erfolg und Geschick in der Umgegend von Stralsund, als diese Festung von den Franzosen belagert wurde. Zum Lohn für seine Dienste wurde er nach dem Frieden von Tilsit zum Befehlshaber des Leibhusarenregiments in Berlin ernannt.
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57. Der Kurfürstliche Hofbaumeister Franz Cnvillies der Ältere. 301
hegt, unser Prinzregent Luitpold, ein Umstand, der nur dazu beitrugen konnte, unsere fränkischen Lande und ihre alte Hauptstadt noch enger mit Bayerns edlem, erlauchtem Herrscherhanse zu verbinden.
57. Der kurfürstliche Hofbaumeister Franz Cuvillies
der Ältere.
Von Karl Trautmann.*
Der 13. August des Jahres 1704 war ein Unglückstag für unser Bayerland. Seit der Morgenfrühe standen bei Höchstädt die Österreicher und Engländer in Heftigem Kampfe den Heerhaufen der verbündeten Bayern und Franzosen gegenüber. Der Augenblick war gekommen, der über die Vorherrschaft in Deutschland zwischen Habsburg und Wittelsbach entscheiden sollte.
Mit einer selbst von seinen Feinden bewunderten, sieghaften Todesverachtung warf sich Max Emannel den in endlosen Scharen anstürmenden Panzerreitern entgegen und brachte sie in stundenlangem, gewaltigem Ringen dreimal zum Weichen. Doch alle seine Tapferkeit war umsonst. Das überlegene Feldherrntalent seines großen Gegners, des Prinzen Eugen, obsiegte, und als die Sonne hinabsank hinter den bewaldeten Donauhöhen, da war die Niederlage der Bayern und Franzosen entschieden, eine der blutigsten Schlachten war geschlagen und Bayern auf Jahre hinaus dem Feinde preisgegeben.
Drei Tage später schrieb Max Emannel im Angesichte von Ulm jenen Brief an Ludwig Xiv., in welchem er seinem Bundesgenossen Kunde gab, daß das Kriegsglück gegen ihn entschieden habe.
Damit begann für den hochstrebenden Fürsten fernab von Bayern ein nn-ftätes Wanderleben, das ihn auf ein Jahrzehnt nach Paris und in die Niederlande führte, deren Besitz ihm von Frankreich zugesichert war. Ant 1. Oktober hielt er seinen Einzug in Brüssel.
Zu seinem neuen Herrschergebiete gehörte auch das Landstädtchen Soignies an der großen Heerstraße, die von Brüssel über Mons, der Heimat unseres gewaltigen Tondichters Orlando di Lasso, nach der französischen Grenze führt. Es ist eiu stiller, gartenreicher Ort, der sich um den alten Zisterzienserbau seines Kollegiatstiftes lagert und dessen fleißige Bevölkerung ihren Erwerb aus den Granitbrüchen zieht, die unweit des Städtchens zutage treten.
In Soignies nun war es, wo am 23. Oktober 1695 der Mann geboren wurde, dem es auf seinem Lebensgange beschieden war der Münchener Kunst des 18. Jahrhunderts den Stempel seines Geistes tiefer einzuprägen, als irgend einer seiner altbayerischen Zeitgenossen es vermochte, und dessen Name an erster Stelle genannt werden muß, wenn von dem Schaffen jener Tage die Rede ist — Franz Cuvillies der Ältere, der Schöpfer der
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122 5861. Wichelm I., der Groe, 18611888.
Der König kam selbst nach Dppel, um den Truppen fr ihren Heldenmut seinen Dank auszusprechen.
3. Der bergang nach Bisen. (Eine andre khne Tat der Preußen im dnischen Kriege war die (Eroberung der Insel Alfen. Die Dnen hatten sich dorthin zurckgezogen und die Insel befestigt. Doch im Dunkel der Nacht setzten preuische Truppen auf 160 groen Khnen der den Itteeresarm, der die Insel von Schleswig scheidet. Sie wateten durchs Wasser ans Land, eroberten die feindlichen Batterien und machten die Dnen zu (Befangenen.
4. Schleswig-Holstein deutsch. Nun schlssen die Dnen Frieden. Sie traten die Herzogtmer Schleswig-Holstein und auenburg an der untern (Elbe an Preußen und sterreich ab.
61. Der Krieg gegen sterreich 1866.
1. Die Grnde des Krieges. Die preuischen Heereseinrichtungen hatten sich im dnischen Kriege aufs beste bewhrt. Die Achtung vor Preußen war in allen deutschen Landen gestiegen, und viele einsichtige Männer sehnten ein einiges Deutschland unter Preuens Fhrung herbei. Dies Ansehen Preuens erregte sterreichs (Eifersucht; vor allem wollte es verhindern, da Preußen an Land und Leuten wachse. Rls durch den dnischen Krieg Schleswig-Holstein in den gemeinsamen Besitz beider Mchte gekommen war, wollte sterreich aus diesem Lande einen neuen deutschen Staat unter dem Prinzen Friedrich von Augustenburg bilden, damit nur ja kein Teil des Landes an Preußen fiele. Doch hierauf konnte Preußen nicht eingehen; denn die von zwei Meeren umschlungenen Herzogtmer enthalten treffliche Seehfen, deren die preuische Kriegsflotte zu ihrem Gedeihen dringend bedurfte. So verwandelte sich die Waffenbrderschaft, die Preußen und sterreich im Kriege gegen Dnemark verbunden hatte, allmhlich in Feindschaft. Auch alle mittleren und mehrere kleine deutschen Staaten gnnten Preußen keine Vergrerung und rsteten sich, sterreich Beistand zu leisten. (Es galt einen Krieg von groer Bedeutung; durch ihn mute es sich entscheiden, ob Deutschlands Zwiespalt und Schwche fortdauern sollte, oder ob Preußen siegreich die ersehnte Neugestaltung des deutschen Vaterlandes herbei-fhren werde.
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Extrahierte Personennamen: Wichelm_I. Friedrich_von_Augustenburg Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig Schleswig-Holstein Deutschland Schleswig-Holstein Deutschlands
137
in die Reihen der Krieger; nach zweitägigem Ringen rühmte sich jede Partei des Siegs. Doch gingen die Franzosen zurück, und Napoleon bot dem Könige von Preußen Frieden an; allein dieser blieb dem russischen Biindniß treu. In einer zweiten furchtbaren Schlacht bei Friedland aber siegte Napoleon entscheidend. Da vergaß der russische Kaiser seines Versprechens, ließ Preußen im Stich und schloß mit dem Gegner Frieden. Nun war auch der König von Preußen, Friedrich Wilhelm, gezwungen, den Kamps zu beenden und sich im Frieden zu Tilsit den Bedingungen des Siegers zu fügen. Und hart genug waren dieselben. Die Hälfte des Reichs mußte abgetreten werden: alles Land zwifchenelbe und Rhein und die östlichen polnischen Provinzen (— Rußland, Preußen und Oestreich hatten das uneinige und zerrissene Polen unter sich getheilt —). Aus jenen westlichen Theilen, zu denen noch Braunschweig, Hessen und Hanover geschlagen wurden, bildete Napoleon das neue Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel und gab es seinem Bruder Hieronymus. Die bisherigen polnischen Provinzen aber schenkte er als Herzogthum Warschau dem König von Sachsen.
So war auch Preußen gedemüthigt und seine Macht gebrochen; gehorsam mußte es sich von nun ab dem Willen des Gewaltigen fügen.
6. Mit immer größerer Willkür waltete Napoleon in Europa. Auch die pyrenäifche Halbinsel suchte er an sich zu reißen. Aber das spanische Volk wollte sich dem fremden Joche nicht beugen. Allenthalben erhob es sich zum Kampfe gegen die verhaßten Nachbarn. Da, als Napoleon in Spanien voll beschäftigt war, glaubte Oestreich, das fei die rechte Zeit, das verlorene Land und die verlorene Ehre wieder zu gewinnen, und begann im Jahre 1809 von neuem den Krieg.
Mit gewohnter Schnelle flog Napoleon ans Spanien herbei; Sieg auf Sieg erfocht er über das östreichische Heer; bald stand er vor Wien. Hier aber stieß er auf eine neue feindliche Armee, die ihm bei Aspern und Eßlingen (— unweit Wien —) den Uebergang über die Donau streitig machte. Auf beiden Seiten würd e heiß gerungen. Als der blutige Tag zu Ende ging, war Napoleon zum ersten mal völlig geschlagen. Rasch durchflog die Siegeskunde Deutschland, aber zu früh war der Jubel. Einen Monat später brach Napoleon, gestärkt und gekräftigt, von neuem vor. In der gewaltigen Schlacht bei Wagram (— in der Nähe des früheren Schlachtfeldes —) kettete er den Sieg wieder an seine Fahnen. Kaiser Franz, muthlos geworden, schloß eilends Frieden; abermals trat er einen Theil seines Reichs an den Sieger ab, ja, selbst seine Tochter mußte er diesem zum Weibe geben.
7. Im Frieden zu Preßburg (— 1805 —) mußte Oestreich Tyrol an Baiern abtreten. Die Tyroler hatten von jeher mit treuer Liebe an ihrem Kaiser gehangen; jetzt ertrugen sie nur mit Unwillen das fremde Regiment; sie hofften aus die Zukunft. Als nun Oestreich 1809 den Kamps von neuem begann, erhoben auch sie sich.
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Extrahierte Ortsnamen: Friedland Rhein Hessen Hanover Westfalen Kassel Sachsen Europa Spanien Spanien Wien Aspern Wien Donau Deutschland Wagram Baiern
84 Vom Ausbruche der Franzsischen Staatsumwlzung bis zum Sturze Napoleons I.
goldnen Denkmnze; auch erlaubte er ihm, die Admiralsuniform zu tragen. Der greise Seemann hatte die Freude, den Untergang des korsischen Eroberers zu erleben. Er starb im Jahre 1824 zu Kolberg im 86. Lebensjahre.
Gneisenau wurde wegen seiner tapfern Verteidigung der Festung zum Oberstleutnant ernannt. Seine Hauptttigkeit entfaltete er in den Freiheits-kriegen.
Mit Kraft und Erfolg verteidigte Courbiere die Festung Graudenz in Westpreuen. Als die Franzosen ihm meldeten, der König von Preußen habe sein Knigreich verloren, antwortete er mit Festigkeit: Nun, so werde ich König in Graudenz sein." Er ergab sich nicht, und die Franzosen konnten seine Festung nicht einnehmen. Auch er stand bereits im 74. Lebensjahre, als er so Groes vollbrachte. Nach dem Frieden zu Tilsit ernannte ihn der dankbare König zum Feldmarschall und zum Gouverneur von Westpreuen. Er starb zu Graudenz 1811.
Der Krieg sterreichs gegen Napoleon im Jahre 1809. Hofer, Schill, Herzog Wilhelm von Braunschweig. sterreich griff im Jahre 1809 noch einmal zu den Waffen gegen Napoleon. Den Ansto zum Kriege gab der heldenmtige Aufstand der Tiroler. Die allzeit treu sterreichische Graf-fchaft Tirol war von Napoleon sterreich genommen und Bayern gegeben worden. Die bayrische Regierung machte sich durch viele nderungen mi-liebig. Fhrer des Aufstandes war Andreas Hofer, Besitzer des Wirts-Hauses Am Sand zu St. Leonhard im Passeiertale. Er war mit einigen Landsleuten in Wien gewesen, wo ihnen ein Plan zum Ausstande Tirols vorgelegt wurde, den sie dann mndlich berall in Tirol bekannt machten. Hofer rief sein Tal am bestimmten Tage zum Aufstand auf, griff die ab-ziehenden Bayern an und nahm viele gefangen. Mit franzsischer Hilfe be-setzten die Bayern Tirol wieder, wurden aber durch die Schlacht am Jsel-berge gezwungen, das Land zu verlassen.
Unterdessen hatte Napoleon bei Aspern seine erste groe Niederlage durch den sterreichischen Erzherzog Karl erlitten, dann aber Verstrkungen erhalten und mit diesen den Erzherzog bei Wagram1) geschlagen. Die Niederlage bei Wagram zwang sterreich zum Friedensschlsse. Tirol mute es in den Hnden der Bayern, der Verbndeten Napoleons, lassen. Kaiser Franz forderte nun felbst die Tiroler zur Unterwerfung unter Bayern aus. Hofer gehorchte. Als ihm aber falsche Nachrichten von dem Herannahen eines sterreichischen Heeres zukamen, erhob er noch einmal die Fahne des Auf-standes, doch unterlagen die treuen Tiroler der bayrischen und franzsischen bermacht. Andreas Hofer floh mit Weib und Kind in eine Sennhtte, weil er Tirol nicht verlasfen wollte. Zwei Monate hielt er sich dort verborgen, bis er von einem belwollenden Landsmanne den Franzosen verraten wurde. Er wurde nach Mantua gebracht, vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen. Mit unverbundenen Augen sah er der tdlichen Kugel entgegen; erst der dreizehnte Schu machte feinem Leben ein Ende. Seine Leiche wurde in der Hofkirche zu Innsbruck beigeseht. Hofers Tod besingt das berall be-kannte Lied von Mosen:
_ Iu Ihantna in Banden der treue Hofer war."
Die Drfer Aspern und Wagram liegen auf dem Marchfelde in der Nhe von Wien.
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Extrahierte Personennamen: Napoleons_I. Gneisenau Napoleon Schill Wilhelm_von_Braunschweig Wilhelm Napoleon Napoleon Andreas_Hofer Leonhard Napoleon Karl Karl Napoleons Franz Franz Andreas_Hofer
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Kolberg Westpreuen Graudenz Tilsit Wirts-Hauses Wien Aspern Bayern Napoleons Mantua Mosen Aspern Wien
Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 170 —
Umsonst war es, daß die Königin Luise dem Sieger mit edler Würde gegenübertrat, um mildere Bedingungen zu erlangen. Alles preußische Land westlich der Elbe gab Napoleon als Königreich Westfalen seinem Bruder Jerome. Dieser residierte auf Schloß Wilhelmshöhe und ward durch sein lasterhaftes Leben berüchtigt. Die polnischen Provinzen Preußens gab Napoleon dem Könige von Sachsen, welcher dem Rheinbünde beigetreten war, als Großherzogtum Warschau. Die Festung Danzig blieb in französischer Verwaltung und von Franzosen besetzt; es war ein starkes Bollwerk der französischen Herrschaft im Osten, mitten im preußischen Gebiet. D er K ö n i g von Preußen aber bewahrte im Unglück seine Würde und tratdemrhein-bunde nicht bei. Seine Unterthanen jenseit der Elbe entließ er mit den Worten: „Der Friede muß abgeschlossen werden. Der Vater scheidet von den Kindern. Euer Andenken kann keine Macht aus meinem Herzen vertilgen." Sein Wahlspruch war fortan: „Meine Zeit in Unruhe, meinehoffnung in Gott." Bis die ungeheuren Kriegskosten gezahlt waren, blieben 150000 Franzosen in den Provinzen Brandenburg, Pommern, Schlesien, Preußen, die dem Könige geblieben waren. Das arme Volk mußte sie unterhalten. Erst am Ende des folgenden Jahres zogen sie aus dem völligverarmtenlande.
m. Napoleons Weltherrschaftundpreutzenswiedergeburt.
1. Napoleons Weltherrschaft. — Ganz Deutschland gehorchte jetzt dem Machtgebote Napoleons. Überall hatte dieser seine Spione. Wehe dem, der es wagte, etwas wider ihn zu sprechen oder zu thun! Deutsche Krieger des Rheinbundes mußten helfen, für Napoleon die Welt zu erobern. Die Spanier verteidigten so wacker ihre Freiheit, daß Napoleons Macht (1808) sehr geschwächt wurde. Als Kaiser Franz von Österreich 1809 noch einmal versuchte, den gewaltigen Napoleon zu bezwingen, war Preußen noch zu schwach, ihm beizustehen. Bald erfocht Napoleon einen entscheidenden Sieg, und Kaiser Franz konnte nur mit großem Verlust den Frieden erlangen. Während dieses Kampfes hatten auch die Tiroler zu den Waffen gegriffen. Denn sie ertrugen es nicht, daß Napoleon ihr schönes Land dem österreichischen Kaiser, welchem sie in treuer Liebe anhingen, entrissen und dem Könige von Bayern gegeben hatte. Aber der fromme Landmann Andreas Hofer, ihr Führer, mußte mit feiner kleinen tapferen Schar der Übermacht erliegen. Zwei Monate lang verbarg er sich in einer einsamen Hütte im Gebirge. Da wurde er bei Nacht überfallen und in Ketten nach Mantua geschleppt. Mit ruhig festen Schritten ging er zum Richtplatze, drückte das Kreuz des Heilandes an seine Lippen und rief mit fester Stimme: „Gebt Feuer!“ Auch im Norden gab es wackere Herzen, die sich von ihrem Ingrimm gegen den fremden Unterdrücker fortreißen ließen, vorzeitig aus eigne Faust die Befreiung zu versuchen. Aber es mißlang. Zu ihnen gehörte der preußische Major von Schill (Arndt, das Lied vom Schill), welcher im Heldenkampfe zu Stralsund den Tod fand. Napoleon schien jetzt ganz unüberwindlich geworden zu sein. Sein Reich hatte einen ungeheuren Umfang gewonnen. Es zog sich an der Nordfeeküste hin bis Lübeck. Auch Italien war in feiner Hand. In Spanien herrschte fein Bruder. Die Fürsten des Rheinbundes gehorchten ihm. Preußen und Österreich waren so geschwächt, daß er sie leicht zwingen konnte.
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Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 187 —
angehörte, unter einem Herrscher verbunden, hatten aber von alters her eigene Verfassung und eigene Rechte. Die bänifche Regierung wollte nun gewaltthätig in dem Herzogtum Schleswig die d änis ch e Verfassung einführen, beutsche Sprache und deutsche Sitte aber unterdrücken. Hiergegen hatten sich die Schleswig-Holsteiner, die mit Liebe an Deutschland hingen, schon im Jahre 1848 erhoben, und es war damals auf Preußens Verlangen ausbrücklich festgefetzt worben, daß den beiden Herzogtümern ihre selbständige Verfassung erhalten bleiben sollte. Im Jahre 1863 bestieg ein mmer König den dänischen Thron. Er genehmigte sofort nach feinem Regierungsantritt eine neue Verfassung, durch welche Schleswig dem dänischen Staate völlig einverleibt und seiner althergebrachten Freiheiten beraubt wurde. Einen solchen Gewaltfchritt durfte das deutsche Volk nicht ungestraft lassen.
2. Die Diippeler Schanzen. — Der König von Preußen verband sich mit Österreich, und unter dem Oberbefehl des alten preußischen Feld-marfchalls 20ränget drang im Februar 1864 ein preußisch-österreichisches Heer von 70000 Mann in das Herzogtum Schleswig ein. Die Dänen zogen sich bei dem Herannahen des Feindes in ein starkes Festungswerk zurück, die sogenannten Düppel er Schanzen an der Ostküste von Schleswig. Ihre Eroberung fiel den Preußen zu, die der Prinz Friedrich Karl, König Wilhelms I. Neffe, befehligte. Sieben Wochen dauerte die Belagerung; da erfolgte am 18. April 1864 der Sturm. Nach vierstündigem heißen Kampfe war das mächtige Bollwerk erobert. Ein heller Jubel ging durch alle deutschen Gauen; das Festland von Schleswig war vom Feinde gesäubert.
Das Heer der Verbünbeten rückte barauf weiter gen Norden vor und brachte ganz Jütlanb in feine Gewalt. Am 29. Juni 1864 erfolgte die Überschreitung des Alsenfnnbes, jenes Meerarmes, der die Ostküste des schleswigschen Fest-lanbes von der Insel Alfen trennt, durch die preußischen Truppen unter General Herwarth. In wenigen Stunden war die Insel erobert. Die bänifche Besatzung würde teils gefangen, teils in die Flucht getrieben.
3. Der Friede. — Nach biefen Nieberlagen baten die Dänen um Frieden. In Wien würde er am 30. Oktober 1864 abgeschlossen. Der König von Dänemark trat die Herzogtümer Sch leswig-Hol st ein neb st Lauenburg, von 1,2 Mill. Deutschen bewohnt, an den Kaiser Franz Joseph I. von Österreich und den König Wilhelm I. von Preußen ab. Mit ausgezeichneter Kraft und Klugheit hatte Preußens großer Staatsmann Bismarck es verstauben, trotz aller Drohungen des Auslanbes dem beutfchen Vaterlanbe den vollen Siegespreis des glorreichen Kampfes zu verschaffen: Schleswig-Holstein war vom fremden Joche befreit und für Deutschland gewonnen.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schleswig Schleswig Wien Lauenburg Schleswig-Holstein Deutschland
488
Zehnter Weltraum.
Italien herzustellen, ward er beauftragt, dort das Commando zu
übernehmen. Mit einer entmuthigten Armee gegen einen gebore-
nen Meister der Kriegskunst gelang ihm dieses nicht. Von der
Piave, dem Lagliamento bis hinter Klagenfurt aus allen festen
Stellungen mit stetem Nachtheile vertrieben, befand er sich in vol-
lem Rückzuge gegen Wien; Bonaparte war bereits bis Iuden-
burg an der Mur gekommen und Oeftreichs Hauptstadt zitterte.
Da eröffnete der Kaiser auf dem Schlosse Eckwald bei Leoben
Friedensunterhandlungen den 18. April, welche zu Campo For-
tfn l7-mto, einem Schlosse unweit Udine, als ein Friedensschluß un-
terzeichnet wurden. Oestreich verlor in demselben Belgien, das
mit Frankreich vereinigt wurde, erkannte die cisalpinifche Re-
publik an, zu welcher Mailand und Mantua kamen; da-
gegen erhielt Oestreich Venedig nebst den Landern bis an die
Etsch, Istrien und Dalmatien; das übrige venetianische Ge-
biet, so wie Modena, kamen ferner zur cisalpinischen Republik; der
Herzog von Modena wurde durch Breisgau entschädigt; die sie-
den Inseln gehörten fortan zu Frankreich. Ueber die auf
dem linken Rheinuser zu machenden Abtretungen und den Frie-
den mit dem deutschen Reiche sollte ein Congreß in Ra-
sta dt verhandeln. In zwei Feldzügen hatte Bonaparte 14
Schlachten gewonnen und ganz Italien entwaffnet.
Ein lauter Jubel des Volks und pomphafte Feierlichkeiten
des Directoriums begrüßten den glücklichen Sieger bei seiner An-
dm fünft in Paris. Aber auch mit stiller Besorgniß blickten Frank-
Slf' ceichs Machthaber auf den kühn aufstrebenden Mann, und Bo-
naparte, den beweglichen Sinn der Franzosen, welcher leicht bewun-
dert und schnell vergißt, wohl kennend, gedachte seinen Namen
durch neue Thaten zu verherrlichen, darum ward sein Vorschlag
zu einem Zuge nach Aegypten von den Dicectoren aus gu-
ten Gründen bereitwillig genehmigt. Mit 30,000 Mann auser-
22. lesener Truppen der italienischen Armee, welche eine Transport-
Mai flotte von 300 Segeln aufnahm, und der Admiral Brueys
1708 durch 13 Linienschiffe und 8 Fregatten deckte, ging Bonaparte
von Toulon aus unter Segel, nahm auf seiner Fahrt die Insel
Malta, wo der alternde Großmeister Baron von Hompesch be-
12. fehligte, ohne allen Widerstand, und meinte sich dadurch seinen
3,<m dereinstigen Rückweg zu sichern, landete ungehindert in Aegvpten
uni) fcf)ifftc seine Truppen ungesäumt aus. Ein und zwanzig Tage
22. darauf war er Meister von Cairo, nachdem er sich Alexandriens
Juli bemächtigt, und ordnete die Angelegenheiten des Landes. Nach
mehrfachen Kreuzfahrten hatte der englische Admiral Nelson die
französische Flotte aufgefunden, griff sie ohne Verzug bei Abu-
kir an und zerstörte sie bis auf zwei Linienschiffe und zwei Frc-
Aug. gatten, welche sich unter dem Contre-Admiral Villeneuve nach
Malta flüchteten. Das Admiralschiff l'orient war mit 120
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§ 25. Der Krieg im Jahre 1809.
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Böhmen zurück. Wien fiel abermals in die Hände des Siegers. Dieser versuchte nun die Armee des Erzherzogs Karl zu vernichten und drang da, wo die Donau die Insel Lob au bildet, über den Strom. Hier kam es im Angesichte der Kaiserstadt zu der zweitägigen heißen Schlacht bei Aspern (21. u. 22. Mai 1809), in welcher Napoleon im Nachteil blieb. Der tapfere Marschall Sannes, Herzog von Montebello, fiel, die Marschälle Massena und Besseres nebst vielen Generalen waren schwer verwundet, 15000 französische Soldaten deckten das Schlachtfeld. Die Franzosen zogen sich auf die Insel Lobau zurück, und da durch Holzmassen und brennende Fahrzeuge, welche den Strom hinabgeführt wurden, die Brücken abbrannten, so wäre das französische Heer verloren gewesen, wenn die Östreich er ihren Vorteil verfolgt hätten. Dies unterblieb. Napoleon zog Verstärkungen heran, ließ Eugen Beauharnais mit Truppen aus Italien kommen und zog nach sechs Wochen wieder den nämlichen Weg über den Strom, den Östreichern entgegen, um unweit Aspern die mörderische Schlacht bei Wagram (5. u. 6. Juli) zu liefern. Erzherzog Karl mußte sich nach Mähren zurückziehen, wo ihn die Kunde von einem zu Znaim abgeschlossenen Waffenstillstände traf. Im Frieden zu Wien (14. Okt. 1809) mußte Kaiser Franz I. Salzburg und benachbarte Gebiete an Bayern, Jllyrien an Napoleon, Westgalizien an das Herzogtum Warschau, im ganzen 2000 Q.-M. mit 3v2 Mill. Einw. abtreten. Napoleon kehrte nach Paris zurück. Kurze Zeit danach ließ er sich von seiner Gemahlin Josephine scheiden und warb um die Hand der Erzherzogin Marie Luise, der Tochter des östreichischen Kaisers. Am 2. April 1810 fand zu Paris die Vermählung statt, und ant 20. März 1811 ward des Kaisers sehnlichster Wunsch erfüllt: es wurde ihm ein Sohn geboren, welcher den bedeutungsvollen Titel „König von Rom" erhielt.
Der Aufstand in Tirol. Durch die Niederlage des Erzherzogs Kart bei Wagram gingen auch die Anstrengungen der heldenmütigen Tiroler verloren. Schon vor der Schlacht bei Aspern hatte sich in Tirol ein Volksausstand zu Gunsten des habsburgischen Kaiserhauses erhoben. Die Häupter desselben waren der Sandwirt Andreas Hofer von Passeyer, ein schlichter, kräftiger Mann von stattlichem Aussehen, im unteren Innthal Joseph Speckbacher, der beste Schütze weit und breit, und im oberen Innthal der Krämer Martin Teimer; dazu kam noch der Kapuziner Haspinger. Bald hatten die Tiroler die bayrisch-französische Herrschaft abgeschüttelt. Aber Napoleon schickte auf die Kunde
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§ 87. Preußens Prüfungen. — Jena und Tilsit. 1zz
Wachen lagerten vor dem königlichen Schlosse; der Siegeswagen vom Brandenburger Thor und der Degen Friedrichs des Großen wurden nach Paris geschickt. Dann wandte sich Napoleon nach Ostpreußen, wohin der König und die in diesem Unglück wunderbar standhafte Königin geflohen waren. Festung auf Festung fiel, ohne Schwertstreich durch unzuverlässige Kommandanten übergeben — nur in wenigen zeigte sich Mut und Entschlossenheit, wie z. B. in Graudenz (Conrbiöre), Danzig und besonders Kolberg (Gneisenau, Nettelbeck!). Auch Schlesien wurde von den Franzosen genommen und der tapfere Blücher mußte sich nach heldenhafter Gegenwehr bei Lübeck ihnen ergeben.
Immer trüber wurde die Lage Preußens. Der Hoffnungsschimmer, welcher infolge der unentschiedenen Schlacht bei Ey lau aufleuchtete, erwies sich als trügerisch. In der Schlacht bei Fried-land erlangte Napoleon einen entscheidenden Sieg. Kaiser Alexander, ein so warmer Freund Preußens, ließ sich von Napoleon verlocken, Frieden zu schließen gegen Aussichten auf Vergrößerung russischer Macht. Nun mußte sich König Friedrich Wilhelm auf Gnade und Ungnade dem Machthaber ergeben. Vergebens bat die Königin Luise, den unedlen Reden des Emporkömmlings sich aussetzend, um Milderung der Bedingungen: der König mußte in den Frieden von Tilsit, 1807, willigen. Preußen mußte auf die Hälfte feines 1807 Besitzes, auf alle Länder zwischen Rhein und Elbe, verzichten; preußisch Polen wurde ihm genommen und dem Kurfürsten von Sachsen, welcher zum Lohne für seinen Abfall von Preußen zum König erhoben worden war, als Großherzogtum Warschau gegeben; das so verkleinerte Land mußte 200 Millionen Franken Kriegskostenentschädigung zahlen und noch ein ganzes Jahr lang 150 000 Mann französische Besatzungstruppen ernähren; die preußische Armee wurde auf 42 000 Mann beschränkt. —
Napoleon bildete nun ans den von Preußen abgetretenen Gebieten, zu denen er noch Hessen und Braunschweig (der geblendete, greise Herzog starb landesvertrieben in Altona!) fügte, das neue Königreich Westfalen, über das er seinen Bruder Jerome setzte (Residenz Kassel).
So war nun Norddeutschland von Napoleon niedergeworfen.
Aber wenn Preußen von allen europäischen Ländern die tiefste Erniedrigung durch den Korsen erfahren mußte, so sollte sich anderer-seits von ihm aus auch die Wiedererhebung Europas vollziehen. In
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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